Franz Heinrich Weihe des Lebens
Hölzl
1803
- ? Der Kindheit sorglos frohe
Stunden sind dahin
Und reger wird und stürmischer des Knaben Sinn.
Verächtlich sieht er auf der Kinder Spiele
Und mischt sich in des Lebens bunt Gewühle.
Bald reiht ein munt’rer Kreis der Jugend sich um ihn
Und unvermerkt reißt ihn das Band der Freundschaft
hin.
Er liebt den Freund und in dem Hochgefühle
Vergißt er Ammenmärchen, Scherz und Spiele.
Und so zum Jüngling blüht er froh heran,
Betritt des Lebens vielgeschlungne Bahn.
Doch sieh! da lächelt ihm ein Stern entgegen.
Der Stern der Liebe ist’s. Er blinkt ihn an,
Und es umstrahlet ihn des Himmels Segen
Und Blüthen lächeln ihm auf allen Wegen!
Hölzl
1803
- ? Hoch schlägt das Herz und
ein geheimes Bangen
Erfüllt die Brust mit seligem Entzücken.
Ein flüchtig Roth färbt die erbleichten Wangen
Und Liebe flammt aus glühend heißen Blicken.
Ein Zauber hält die Sinne mir gefangen
Und will mit Himmelswonne mich berücken.
Ist’s Wirklichkeit? O darf ich dich umfangen
Und liebend dich an meinen Busen drücken?
O trüge nicht, du himmlisches Gebilde!
Nein, nein! du trügest nicht. Am süßen Tone
Der Stimme kenn’ ich dich, am Blick voll Milde.
Mein Bangen wandelt sich in volle Wonne;
Denn mich umstrahlet deines Lebens Sonne.
Ich lieg’ am Busen dir. Du bist’s, Klothilde!
Hölzl
1803
- ? Umwoget mich des Lebens
tolles Treiben
Und schwankt mein Schiff auf sturmbewegter Bahn,
Will mich das laute Wellenspiel betäuben,
Erfaßt der Zweifel mich und eitler Wahn;
Dann flücht’ ich in des Herzens stille Räume,
In meine innre kleine Welt zurück.
Da find’ ich Sie, die Göttin meiner Träume,
Da find’ ich Liebe und in ihr mein Glück!
Da hüllt sich mir die Außenwelt in Nacht.
Zwei Sterne doch hat Liebe angefacht.
Die leuchten mir in meiner stillen Welt.
Da wird es innen laut, und hochbeseelt
Vertrau’ ich Lust und Weh’ dem Saitenspiele
Und bin beglückt im heimischen Asyle!
Hölzl
1803
- ? Süß schlief ich ein bei
zartem Saitenspiele,
Das meiner Jugend frohes
Seyn belebt,
Beglückt im stillen heimischen Asyle,
Wo mich der Liebe holdes Bild umschwebt.
Ob wechselnd mich des Wiederseh’ns Gefühle,
Ob mich der Trennung bittrer Schmerz durchbebt,
Ich blickte trostvoll nach dem nahen Ziele,
Das ich mit heißem Sehnen stets erstrebt.
Jetzt glaubt’ ich Sie voll Liebe zu umfangen;
Im Geiste drückt’ ich Sie als Weib an’s Herz.
Da hält ein Zauber meinen Sinn gefangen.
Ist’s Wirklichkeit? Ist es der Hölle Scherz?
Es glüht ein fremder Kuß auf ihren Wangen,
Und mir bleibt nur der bittern Täuschung Schmerz!